Herbstausfahrt der LG Rhein-Main in den schönen Odenwald – geschichtsträchtiges Mittelgebirge zwischen Rhein, Main und Neckar
Die Herbstausfahrt in den nahen Odenwald wurde vom neuen Präsidenten Joachim und seinem Vater Manfred organisiert. Das Mittelgebirge zwischen Rhein, Main und Neckar hat kulinarisch, kulturell und landschaftlich sehr viel zu bieten und ist immer wieder eine Reise wert.
Tag 1 / Freitag, 30.09.2022
«Seien wir mit dem Wetter zufrieden. Es gibt vorläufig kein anderes.»
Walter Ludin (*1945), Schweizer Journalist.
Unter diesem Motto trafen sich die Teilnehmer am Weingasthof Simon BY EDER’S in Alzenau zu der diesjährige Herbst-ausfahrt 2022. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten gegen 11:15 Uhr die 20 Fahrzeugen aller Marken und Farben. Leider waren es meistens «neuere» Oldtimer, dies war aber vermutlich den grauen Wetteraussichten der kommenden Tage geschuldet.
Mit der Fähre überquerten wir den Main, sowie die bayrisch-hessische Landesgrenze und landeten in Seligenstadt am Main. Dort emfing uns Bürgermeister Dr. Daniell Bastian mit lachendem und kritischem Blick auf dem Marktplatz, den die meisten Fahrzeuge durch eine Einbahnstrasse in verbotener Richtung erreichten. Dies war aber durch eine Straßensperrung nicht anders möglich. Dazu gestoßen ist erfreulicherweise ein weiteres Vorkriegsauto mit Friedel am Steuer und zwei weitere Mitglieder von der Landesgruppe, welche sich später aber wieder verabschiedeten. Eine Stadtführung zeigte uns viele versteckte Zeitzeugen von früher und erstaunte manchen Teilnehmer, ob der Geschicklichkeit im Bauwesen und der klugen Gestaltung der Wirtschaft früherer Jahre.
Bald ging die Fahrt weiter, wobei eine Umleitung, die im Bordbuch nicht vorgesehen war, einige schon mal nervös werden ließ. Bei Kaffee und feinem Kuchen scherzten dann alle darüber und traten die Schlussetappe zum Zielhotel, dem Hotel Zentlinde im beschaulichen Mossautal, zufrieden an.
Die Strecke führte uns über schöne Landstrassen, an verdächtig vielen Radaranlagen vorbei, durch den Wald vorbei am Lindel-Brunnen, wo laut Überlieferung Siegfried erschlagen worden sein soll. Das Personal vom Hotel Zentlinde in Mossautal-Güttersbach empfing uns sehr herzlich und offen und bestätigte diese Atmosphäre mit einem kulinarisch gelungenen Einstieg beim Abendessen und freundlich umsorgter Bedienung.
Tag 2 / Samstag, 01.10.2022
Der Wetterbericht sollte recht behalten und so startete der zweite Tag nach einem wiederum reichlichen Frühstück bei reichlich Regen. Nur wenige Kilometer von unserem Standort entfernt war der Bahnhof Wald-Michelbach, den es mit den Oldtimern zu erreichen galt. Unser Organisator lud zu einer Bahnfahrt ein, die es aber in sich hatte. Wir mussten diese nämlich selber bewegen mit eigener Muskelkraft, sofern vorhanden. «Solardraisine Überwaldbahn», hieß die Überraschung. Es lag eine Strecke von rd. 10 km vor uns, über 3 historische Viadukte, durch 2 dunkle Tunnel’s und das bei einem berauschenden Höchsttempo von 15 km/h. Es ging vorbei an einer Gänsezucht, wobei die Zurufe von Renate «…wir sehen uns an Weihnachten wieder…» uns erneut voll motivierte, noch mehr in die Pedale zu treten. Dabei wurden wir hilfreich von einem Elektromotor, den Grünen zuliebe aus erneuerbaren Quellen, unterstützt. 8 Personen ließen sich so in einer Solardraisine hin und auf der gleichen Strecke wieder zurück chauffieren. Der Dauerregen konnte der ausgelassenen Stimmung in allen von uns besetzten Solardraisinen keinen Abbruch tun. Wir bekamen gelbe Regenmäntel als Regenschutz zu den gelben Draisinen, was uns dazu animierte das Lied «Hoch auf dem gelben Wagen» anzustimmen.
Damit wir den Rückweg mit der ersten weltweit gebauten Solardraisine auf der denkmalgeschützten Strecke, der seit 1994 stillgelegten Trasse der Überwaldbahn, gleich sportlich angehen konnten, stärkten wir uns in Mörlenbach vorher noch in Nicole`s Cafe mit einem Snack, Kuchen und Kaffee.
Die Rückreise im Oldtimer zum Hotel Zentlinde nach Mossautal-Güttersbach erfolgte gemütlich und ohne Eile mithilfe des Bordbuches. Alle freuten sich schon auf den Wellnessbereich zum Entspannen, geniessen und auftanken, so dass Körper und Geist wieder in Einklang gebracht wurden.
Tag 3 / Sonntag, 02.10.2022
«Was für ein Sautag!», sagte das Schwein und freute sich tierisch, denn es regnete immer noch. Sprichwort ebenfalls von Walter Ludin, Schweizer Journalist.
Ein herzhaftes Frühstück, frisch, kreativ und mit Kaffee- und Tee-Spezialitäten oder verschiedenen Säften, weckten die noch etwas müden Oldtimergeister, denn der Dauerregen begleitete uns auch schon von Tagesbeginn an. Der Besuch der Eberstadter Tropfsteinhöhle war im Bordbuch mit anschliessendem Picknick im Freien angekündigt. Ein Picknick im Freien unter diesen Wetterbedingungen? Dazu später mehr.
Die Strecke führte uns vorerst über Hüttenthal, Hetzbach, Kailbach, Schlossau, Mudau zum Buchener Stadtteil Eberstadt auf den Parkplatz und Eingang der Tropfsteinhöhle. Unsere Scheibenwischer leisteten bis hierher Schwerarbeit.
Die Tropfsteinhöhle im Buchener Stadtteil Eberstadt verdankt ihre Entdeckung einem Zufall. Am 13. Dezember 1971 öffnete sich bei Sprengungen in einem Muschelkalksteinbruch an einer Wand ein ca. 1 Meter hoher und 2 Meter breiter Spalt. Bereits die ersten vorsichtigen Erkundungen ließen die atemberaubende Schönheit eines Naturdenkmals erahnen, welches einmalig in Süddeutschland ist. Durch einen kurzen Gang mit kristallinen Exponaten erreichten wir die 600 Meter lange Höhle. Ihre Breite schwankt zwischen 2 und 7 Metern, die Höhe zwischen 2,5 und 8 Metern. Innerhalb der Höhle liegt die Temperatur konstant bei 11 Grad, die Luftfeuchtigkeit etwa bei 95%. Unvergesslich bleiben für uns die Eindrücke, die die Eberstadter Tropfsteinhöhle mit ihrem Formenreichtum hinterlässt.
Unser neuer Präsident und Organisator dieser Tour Joachim Sticksel ließ uns zum Picknick unter freiem Himmel aber nicht im Regen stehen, und organisierte kurzerhand im Hotel Zentlinde einen Saal. Diesen haben wir dann mit unseren Picknick-Körben zur Picknickoase umfunktioniert. Leckere Sachen zauberten helfende Hände auf ein improvisiertes Buffet und Getränke waren reichlich, zu reichlich, vorhanden. Die Stimmung konnte nicht besser sein und so flüssig wie die mitgebrachten, selbstgebrannten konsumiert wurden, waren die «Räubergeschichten», die an den diversen Tischen so zum Besten gebracht wurden. Der Preis dafür war, dass der noch geplante Wellnessbesuch für die meisten dann ausfiel. Ebenso gab es Ausfälle beim Nachtessen.
Dieter nutzte den Schwung vom Picknick beim Abendessen noch aus und bedankte sich im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausführlich und mit freundlichen Worten beim Organisator, Joachim und der tatkräftigen Unterstützung im Hintergrund durch seine Familie, sowie bei dem überaus zuvorkommenden und versierten Personal vom Hotel. So habe Joachim die ersten Schritte als neuer Präsident aus dem Schatten der früheren Organisatoren von Pit und Susi Gilb erfolgreich vollzogen. Allerdings vergas er dabei etwas das fleissige Mitwirken von Geneviève hinter der Bühne, die, und dass sei an dieser Stelle gerne erwähnt und nachgeholt, das ganze Jahr für die LG Rhein-Main tausende Dinge regelt, und damit dem Verein grosse Dienste erweist. Herzlichen Dank an alle.
So eine Ausfahrt bietet aber auch Gelegenheiten, neue Mitglieder zu werben, was auch diesmal gelang und wir freuen uns, gar zwei neue Oldtimerbegeisterte an diesem Abend im DAVC, LG Rhein-Main herzlich aufzunehmen. Ina und Markus heissen wir herzlich willkommen und freuen uns auf viele ölverschmierte Gespräche und ausgiebige Teilnahme am Clubgeschehen.
Das Abendessen war einmal mehr ein Höhenflug an kulinarischen Köstlichkeiten aus der feinen Küche des Hauses.
„Meistens traten wir an diesem Tag bereits nach dem Frühstück die Heimreise an. Doch auch hier hatte Joachim Sticksel noch ein Extra und lotste uns mit dem Bordbuch nach Steinbach zu der Einhardsbasilika, einer Kirche aus dem 9. Jahrhundert. Hier staunten wir zusammen mit unserer eloquenten und begeisternden Kunstführerin über die großen Werke der damaligen Zeit. Sie stellte uns auch noch das Schloss Kurmainz zum Schutz des benachbarten Klosters Steinbach und der umliegenden Güter gegen die Kurpfalz mit lebendigen Worten vor.
Nach so viel Kultur stärkten wir uns für die nun endgültige Heimreise noch im umgebauten Saustall der Gaststätte «Zur Gerste» bei einem Imbiss und einem Getränk. Die Sonne zeigte sich noch etwas zögerlich, so war es wettertechnisch auch ein versöhnlicher Abschluss.
Was der Mensch braucht, ist seelische Wärme. Die Seele friert zurzeit gerade etwas. Aber so eine Herbstausfahrt trägt viel dazu bei, uns etwas von dieser Wärme zu vermitteln und mit auf den Weg zu nehmen. Darum vielen herzlichen Dank an alle, die dies ermöglichten und teilgenommen haben.
Sportliche Oldtimergrüße und bleibt gesund, wo immer ihr auch seid.
Text: Hanspeter Steffen, Dietikon (CH), Oktober 2022